Projektverantwortlicher: Prof. Dr. Ulrich Klüh, ZNWU/Darmstadt Business School
Projektmitarbeiter: Moritz Hütten, ZNWU/Darmstadt Business School und Sonja Kleinod, ZNWU/Darmstadt Business School
Wie wirkt es sich aus, wenn eine Technologie mit dem Anspruch auftritt, etablierte Mechanismen der Vertrauensbildung obsolet zu machen? Im Rahmen des Projekts untersuchen wir, welche Veränderung von Arbeit und Organisation mit der Blockchain-Technologie einhergehen. Diese Technologie kann zu einem Mehr an demokratischer Partizipation im Arbeitsalltag beitragen, birgt jedoch Risiken wie eine Zunahme prekärer Arbeitsverhältnisse.
Kontext
Blockchains haben sich von einem Nischenthema zu einem vielversprechenden Technologietrend entwickelt. Ihr disruptives Potenzial entfalten Blockchains hauptsächlich durch den Wegfall von zentralen, beglaubigenden Instanzen, die sich auf das Vertrauen der teilnehmenden Individuen stützen. Neue Formen hierarchiearmer Kooperation sowie gleichberechtigter Organisation von Entscheidungs- und Entwicklungsprozessen werden gefördert. Die individuelle Verwirklichung in Netzwerkarchitekturen erhebt den Anspruch, an die Stelle erstarrter Organisationsformen treten zu können. Zukünftig sollen Blockchains nicht nur beim digitalen Zahlungsverkehr zum Einsatz kommen, sondern auch zur Verwaltung von Vertragsabschlüssen, Verwaltungsdaten, oder Wahlinformationen. Darum gilt es zu klären ob die Blockchain den hochgesteckten Erwartungen, die derzeit an sie gestellt werden, gerecht werden kann, und welche der angekündigten Veränderungen wirklich den organisationalen Alltag verändern.
Fragestellung
Chancen und Risiken der Blockchain für die Zukunft der Organisations- und Arbeitswelt sind noch wenig erforscht. Im Rahmen des Forschungsprojekts sollen daher folgende Fragen beantwortet werden:
- Welche Chancen und Risiken der Digitalisierung für die Zukunft von Arbeit und Organisation lassen sich am Fallbeispiel der Blockchaintechnologie identifizieren und thematisieren?
- Welche AkteurInnen und Wissensformen werden von dieser Entwicklung gestärkt? Wer sind die VerliererInnen dieser Entwicklung?
- Wie profitieren bestimmte AkteurInnen von dieser Entwicklung, wie werden andere ausgeschlossen?
- Wie werden Fragen der Verantwortung und Verantwortlichkeit in solchen dezentralen Strukturen ausgehandelt?
Untersuchungsmethoden
Die Datenerhebung findet vorrangig durch semi-strukturierte Interviews mit AkteurInnen in Organisationen, die die Blockchain-Technologie anwenden, statt. Relevante Dokumente und Artikel sowie das Interviewmaterial werden mit einem Grounded-Theory-Ansatz ausgewertet. Um die Akteurstypen, die bei der Entwicklung und Verbreitung der Blockchain-Technologie eine Rolle spielen, zu erfassen, sind Workshops geplant. Dabei werden mit den PraxispartnerInnen verschiedene Facetten der Digitalisierung aufgearbeitet sowie Konflikte und Kooperationspotenziale ausgeleuchtet. Insbesondere im Hinblick auf die theoretische Auswertung des empirischen Materials ist das Projekt transdisziplinär ausgerichtet. Es werden ökonomische und sozialwissenschaftliche Ansätze der Organisationsforschung eingesetzt, um die Befunde aus der Interviewphase zu theoretisieren sowie Erkenntnisse über das Zusammenspiel zwischen Organisationen und Digitalisierungen zu gewinnen.